Beschreibung Schimmelpilze in Wohnungen.
von Wolfgang Kenter Kalk-Laden Restaurierungswerkstatt Kalkputze
Die Ursachen von Hausschimmel sind sehr vielfältig und meist nie in einem Mangel oder Fehler zu suchen. Vielmehr bewirkt erst das Zusammenwirken mehrerer Faktoren die Entstehung von Haus- oder Wohnungsschimmel. Wohnungsschimmel benötigt zum Entstehen immer Feuchtigkeit, Wärme und Nahrung. Weil Schimmelpilze selbsternährend sind, benötigen sie zu ihrem Wachstum normalerweise kein Sonnenlicht. Der dunkelste Hohlraum genügt. Als Lebensgrundlage benötigen Schimmelpilze jedoch zwingend erhöhte Feuchtigkeit. Wenn keine freie Feuchtigkeit am Entstehungsort zur Verfügung steht, genügt die Feuchtigkeit der Luft. Allerdings ist die untere Grenze dann bei etwa 70 Prozent relativer Luftfeuchte.
Als Nahrungsgrundlage dienen alle im Wohnumfeld vorkommenden organischen Stoffe, wie beispielsweise Lebensmittel, Beschichtungen, Textilien, Cellulosen und auch Hausstaub. Dabei wird meist ein saures Milieu bevorzugt. Im alkalische Bereich ist ein Wachstum von Schimmelpilzen nicht möglich. Deshalb ist z.B. Kalkputz wesentlich schimmelresistenter als Gipsputz. In modernen Wohnungen werden die meist guten Eigenschaften von Baumaterialien, wie Atmungsaktivität bei Ziegel- Lehm- oder Kalkmaterialien mit organischen- oder filmbildenden Beschichtungen (Tapeten, Dispersionsfarben oder ähnliches) zunichte gemacht und deren gute Wohneigenschaften versiegelt. Problematisch sind zudem alle unnatürlich absperrenden Materialien, diese werden keine Feuchtigkeit zwischenspeichern können, wobei sich die beaufschlagende Luftfeuchtigkeit als Kondensatfeuchtigkeit an den betreffenden Materialien zeigt und so dem Schimmelpilz dient. Auch die Wärme die zum Wachstum der Schimmelpilze notwendig ist, ist in modernen Wohnungen über 24 Std. meist vorhanden.
Hausschimmel ist als Problem nicht gerade neu, man sollte meinen, mit der vermeintlich stetig verbesserten Wohnungsqualität sei das Problem gelindert worden. - Das Gegenteil ist der Fall! - Moderner Wohnraum präsentiert sich hermetisch abgedichtet, wohingegen im Altbau aufgrund von „natürlichen“ Undichtigkeiten auch bei geschlossenen Fenstern die Raumluft innerhalb von einigen Stunden vollständig durchtauscht wird. Die von den Bewohnern erzeugte Feuchtigkeit (ein Vierpersonenhaushalt gibt aber an einem einzigen Tag 12 bis 14 Liter Wasser an die Raumluft ab) wird in den atmungsaktiven Baumaterialien zwischenspeichert.
Bereits die Wärmeschutzverordnung (WSchV) von 1984 schrieb gedichtete Isolier-Fenster vor. Und seit Inkrafttreten der Energieeinsparverordnung (ENEV) im Jahr 2002 wird im Neubau grundsätzlich das luftdichte Haus verlangt. Wenn wir nun im heutigen Wohnungsbau den vorgenannten Verordnungen unterliegen, sollten wir umso mehr auf höchste Atmungsaktivität unserer Wohnumhüllungen achten. Wobei Atmungsaktivität nicht mit Diffusionsoffenheit zu verwechseln ist. Alle Baustoffe, die „filmbildende“ Komponenten (Additive, Kunstharze u. ä.) enthalten sind im Wohnbau zu vermeiden. Die meisten der modernen Mörtel und Putze haben Zutaten wie Additive, Kunstharze, Cellulosen und vieles mehr, um diese Materialien mit Maschinen verarbeiten zu können, um diese Materialien „hydrophob“ (wasserabweisend) einzustellen und ... und ... und. Diese Liste könnte unendlich weitergeführt werden.
Frühere Mörtel und Verputze hatten meist 3 natürliche Bestandteile, Kalk, Sand und Wasser. Dagegen sind heutige Mörtel und Verputze „kunststoffvergütet“, „systembedingt“ zu verarbeiten und meist nur mit „nichtrostenden“ Edelstahlwerkzeugen zu verarbeiten. Es kann natürlich nicht „nützen“ über eine „filmbildende“, absperrende Schicht eine atmungsaktive Schicht zu applizieren um so eine gesundes, schimmelfreies Wohnumfeld zu schaffen.
Um eine Schimmelpilzbefall bekämpfen zu können müssen dem Schimmel zuerst die elementaren Voraussetzungen entzogen werden, die Feuchtigkeit und die Nahrung. Die filmbildenden Schichten (Ölfarben, Dispersionsfarben, Latexfarben, Vinyltapeten u. ä. ) im Wohninnenraum entfernen. Tapetenkleisterreste entfernen, Putzflächen abtrocknen lassen. Dichtende Putze (Dünnbettmörtel, Kunstharzputze, moderne Haftputze, usw. ) entfernen. Für Neubeschichtungen unvergütete, natürliche, reine Materialien verwenden und verarbeiten. Diese Materialien werden nach der Verarbeitung nicht die „makellose“ eintönige, homogene Oberfläche von modernen Materialien zeigen, sind aber ohne Schimmel allemal schöner, als moderne Materialien mit Schimmel.